Männerfreundschaft

 

 

 

Es war ein kalter Sonntag im Januar und Michael kam an diesem Wochenende früher aus Duisburg zurück, als er gedacht hatte. Aber Mike, den er dort regelmäßig an freien Wochenenden besuchte, hatte heute eine Verabredung mit seiner neuen Flamme und was sollte er da in Duisburg den ganzen Tag noch rumhängen.

Gerrit hatte ihn vor dem Wochenende gefragt, ob er nicht Lust habe, mit ihm und einigen Kollegen am heutigen Nachmittag Fußball zu spielen und so hatte er sich dann entschieden, doch schon früher wieder nach München zu fahren.

Zuhause angekommen, schaute er auf seine Uhr und sah, dass die Kollegen gerade mit dem Spiel angefangen hatten, so dass er sich beeilen musste. Er schmiss sich daher in die Trainingsklamotten und packte nur noch schnell ein paar Sachen zum Umziehen nach dem Spiel ein, als er auch schon wieder seine Wohnung verließ.

Als Michael auf dem Fußballplatz ankam, war gerade die zweite Halbzeit angelaufen und er sah, dass offenbar eine Auswahl von Polizeibeamten gegen eine Auswahl von Feuerwehrmännern spielte. Die Polieibeamten kannte er natürlich alle. Aber er erkannte auch einige der Feuerwehrmänner.

Er entledigte sich schnell seiner Jacke und seiner übergeworfenen Traningshose, stellte sich an den Spielfeldrand und winkte Gerrit heran. Gerrit bemerkte ihn erst jetzt und kam auf ihn zugelaufen "Hey Michael, schön dass Du es doch noch geschafft hast, komm rein ins Spiel, wir sind zur Zeit in Unterzahl, weil Max sich den Knöchel verstaucht hat, Du kannst sofort seinen Platz einnehmen."

Michael lief aufs Spielfeld und ging gleich auf Angriff. Leider zu Lasten der Deckung, denn er hätte eigentlich den Platz von Max, also den des Verteidigers einnehmen sollen und da er, weil er noch nicht warmgelaufen war, auch gleich den Ball an die gegnerische Mannschaft verlor, nutzte diese die Situation aus und schoss sofort das 2 : 0.

Die anderen Mannschaftsmitglieder wollten sich bei Michael beschweren, aber Gerrit ging sofort dazwischen "Beruhigt Euch, er kann nichts dafür, ich habe vergessen ihm zu sagen, dass Max auf der Verteidigerposition eingesetzt war. Es ist also meine Schuld" und schickte Michael ohne weitere Worte ins hintere Spielfeld.

Michael, der in dieser Mannschaft noch nie gespielt hatte, merkte sofort, dass Gerrit hier offenbar das Sagen hatte. Er ging daher weisungsgemäß nach hinten und spielte für den Rest des Spiels in der Verteidigung. Gerrit konnte zwar noch die Vorlage für den Anschlusstreffer zum 2 : 1 geben, letztlich verlor seine Mannschaft aber das Spiel.

Mit hängenden Köpfen verabschiedete sich die Mannschaft von ihren Gegnern und gingen zum Duschen und Umziehen in die Kabine. Gerrit, der noch die Revanche mit Rüdiger, dem Kollegen der Feuerwehr ausgehandelt hatte, kam als letzte hinterher und klatschte in die Hände "So Leute, mal nicht so griesgrämige Gesichter hier, war doch kein schlechtes Spiel. Wir können schließlich auch nicht immer gewinnen. Das ist kein Beinbruch. Ach ja, Max hat gerade angerufen, sein Fuß ist wirklich nur verstaucht und nicht gebrochen. Außerdem gibt es hier in vier Wochen am gleichen Ort zur gleichen Zeit Revanche und da werden wir´s denen schon zeigen!" Alle stimmten Gerrit mal mehr oder weniger euphorisch zu und machten sich zum Duschen auf.

Michael konnte immer wieder nur stauen, wie schnell Gerrit mit seiner stets positiven Einstellung die Stimmung mal wieder zum Guten hin gekippt hatte.

Michael saß schon eine ganze Weile auf der Bank und wartete auf Gerrit. Der war mal wieder der Letzte beim Duschen und kam endlich aus der Kabine. "Sind die anden alle schon weg?" fragte er. "Ja, so lange wie Du, braucht kein Mensch. Du bist halt ein..." "Mädchen, ich weiß, aber es wäre schön, wenn Du das nicht immer wieder von Dir geben würdest. Lass Dir doch mal was Neues einfallen, das wäre wenigstens einfallsreich." sagte Gerrit etwas genervt und suchte seine zweite Socke in seiner Sporttasche. Als er sie nicht fand und suchend wieder hoch schaute, hielt Michael sie ihm direkt unter die Nase "Suchst Du die hier?" Gerrit zog sie ihm aus der Hand "Wie siehts aus. Gehen wir noch was Trinken oder wartest Du hier auf mich, weil Du mich so lieb hast?" "Ha, ha, natürlich das Erstere. Und Hunger hab ich auch, also lass uns zu unserer Stammkneipe fahren."

Während Gerrit sich weiter anzog, telefonierte Michael über Handy noch schnell mit Alex,um sie zu fragen, ob sie auch kommen wollte. Aber bei Alex war eine alte Freundin zu Besuch und daher zog es Alex vor, noch etwas mit ihrer Freundin über alte Zeiten zu plaudern.

Zu zweit machten sich die beiden auf den Weg und als sie die Kneipe betraten, sahen sie sofort, dass der Doc ebenfalls vor Ort war. Er hatte die beiden aber noch nicht bemerkt, weil er mit dem Rücken zur Tür stand. Der Doc war gerade dabei, unbeholfen mit einer Frau zu flirten, die dem Gesichtsausdruck nach aber eher gelangweilt war.

Gerrit und Michael sahen dem Spektakel von ihrem Tisch aus belustigt zu. Als die Frau den Flirtversuch des Doc´s abrupt abbrach, konnten sich die beiden, denen gerade das Essen zum Tisch gebracht wurde, das Lachen nicht mehr verkneifen, so dass der Doc nun auf sie aufmerksam wurde und an ihren Tisch kam.

So verbrachten sie den weiteren Abend zu Dritt und als Michael und der Doc sich später über die Vor- und Nachteile von Verheiratetsein unterhielten, klinkte sich Gerrit gedanklich aus dem für ihn langweiligen Thema aus und schaute sich ein bißchen in der Kneipe um.

An der Bar sah er eine Frau stehen, die eine gewisse Anziehungskraft auf ihn ausübte. Hübsch, groß, schlank und blond und das wichtigste, sie sah zu ihm rüber und lächelte. Er überlegte kurz, ob er den Abend wohl lieber mit Michael und dem Doc oder aber mit der Frau dort drüben beenden wollte und sah die beiden, die sich angeregt immer noch übers Heiraten unterhielten noch einmal an. Nun, die Entscheidung fiel ihm heute nicht besonders schwer.

Er stand auf, sagte zu den beiden "Ich geh mal eben für kleine Jungs" und schlenderte gemächlich zu der Frau rüber. Es dauerte keine 2 Minuten, bis Gerrit mit ihr in ein Gespräch vertieft war.

Als Gerrit nach 10 Minuten immer noch nicht an den Tisch zurückgekehrt war, schaute Christian Alsleben sich um und sah, dass Gerrit an der Bar mit einer auffallend schönen Frau im Gespräch vertieft war. "Wie macht der das bloß?" fragte er Michael. "Ich weiß auch nicht, aber das passiert öfter, wenn man mit dem unterwegs bist. Wir gehen in eine Bar und er geht mit einer Frau an seiner Seite nach Hause."

Christian Alsleben hätte sonst etwas dafür gegeben, wenn er so locker wie Gerrit mit Frauen umgehen könnte, aber er war meist so nervös, dass er zuviel des Guten tat und die Frauen eher verschreckte, als sie für sich einzunehmen. "Vielleicht sollte ich mir mal ein paar Tricks von ihm beibringen lassen." sagte Doc Alsleben eher zu sich selbst als zu Michael, aber der hatte das doch noch gehört. "Dass lass mal lieber, dass geht sonst nur nach hinten los. Komm, lass uns fahren, es ist spät." "Warten wir nicht auf Gerrit?" "Nee, da kannste lange warten. Glaub mir, ich hab da schon meine Erfahrungen im vergeblichen Warten gesammelt. Der kommst schon allein nach Hause."

 

Gerrit amüsierte sich ab dem Zeitpunkt, seit er die Frau angesprochen hatte, prächtig. Es war nicht so, dass er Schmetterlinge im Bauch hatte, er war also nicht gleich in die Frau verliebt, aber er fühlte sich sexuell ungemein von der Frau angezogen. Und wenn ihn nicht alles täuschte, so ging das gleichen Gefühl auch von ihr aus, also herrliche Aussichten, den Rest des Abends zu verbringen. Michael und Christian hatte er schnell aus seinem Gedächtnis gestrichen. Er wusste, dass Michael ihm dafür nicht böse sein würde.

Als die beiden gegen Mitternacht das Lokal verließen, schlenderten sie in Richtung Taxistand, der sich ca. 500 m vom Lokal entfernt um ein paar Ecken rum befand. Sie waren noch keine 100 m weit gekommen, als Gerrit völlig ahnungslos von hinten von Jemanden gepackt wurde, der ihm erst einmal brutal in die Nierengegebend schlug. Japsend bracht er in die Knie ein. Mit schmerzverzehrtem Gesicht musste er erkennen, dass die Frau offenbar zu seinem Angreifer - der immer noch hinter ihm stand - gehörte, denn sie stellte sich einfach an die Seite und achtete darauf, dass niemand kam und störte. 'Schnöne Aussichten' dachte er, als der Angreifer ihn erneut in die Seite schlug und ihm dann sofort von hinten den Arm um die Kehle legte und ihn so festhielt. Gerrit versuchte verzweifelt den festen Griff um seinen Hals zu lockern.

"Ganz ruhig" zischte sein Angreifer. "keinen Mucks, sonst schlitze ich Dir die Kehle auf." Gerrit erkannte erst jetzt, dass der Mann ein Messer in der Hand hatte. Sein Herz schien bis hoch zum Hals zu klopfen als ihm etwas vertrautes in der Stimme auffiel. Woher kannte er den leichten S-Fehler in der Sprache des Mannes? Er wurde von seinem Angreifer in eine Sackgasse geschleift und gegen eine Mauer geschupst. Gerrit wollte sofort auf Angriff gehen, erkannte aber endlich seinen Angreifer und stoppte verwirrt "Mirko, Du?" "Ja ich, na freust Du Dich, mich zu sehen, he?" fragte Mirco grinsend.

Gerrit war absolut nicht erfreut ihn zu sehen. Mirco war einer der Menschen, die er lieber sein Lebtag nicht mehr gesehen hätte. Sie waren auf derselben Schule gegangen. Mirco zwei Klassen über ihn. Er hatte mal gehört, dass er wegen Drogenproblemen auf die schiefe Bahn geraten war und nun für einen der Drogenboße arbeiten soll.

"Was willst Du?" blaffte er ihn wütend an. "Ich bin in Schwierigkeiten und Du wirst mir helfen, die zu beseitigen." "Ich wüßte nicht wieso." entgegnete Gerrit und wollte an Mirco vorbei gehen und einfach nur nach Hause, als Mirco ihm erneut in die Nierengegend schlug. Gerrit schrie auf und ging erneut in die Knie. Schmerzen durchfluteten ihn und vor seinen Augen tanzten rot glühende Sterne.

 

Mirco zog Gerrit unsanft mit einem Ruck wieder hoch. "Also, wie ich schon sagte, ich habe ein Problem, bei dem Du mir helfen wirst. Ich habe eine Ladung Drogen bei einer Razzia verloren und mein Boß dreht durch, wenn er davon erfährt. Also ich muss die zurück bekommen. Hörst Du!" "Und wo soll ich da ins Spiel kommen?" fragte Gerrit stoßweise, weil die Schmerzen ihn immer noch in ihrem Bann hielten. "Na Du holst sie für mich aus Eure Aufbahrungsstelle. Das Zeug wird von Euch doch eh nur verbrannt, da merkt kein Mensch, wenn was fehlt." "Vergiß es!" stieß Gerrit aus und fing sich sofort eine gepfefferte Ohrfeige von Mirco.

Er versuchte sich zu wehren, aber wegen der Schmerzen konnte er sich nicht optimal bewegen und so wurde er erneut von Mirco im Schwitzkasten genommen und konnte sich nun gar nicht mehr rühren, wenn er nicht riskieren wollte, sich den Arm auszukurbeln. "Doch Du wirst! Denn wenn nicht, werde ich deinen lieben Kollegen stecken, dass Du mal drogensüchtig warst. Was glaubst Du, wie lange Du dann den Job noch hast. He?" "Du bist ein Spinner, ich war nie drogensüchtig, ich hab das Zeug höchstens als Jugendlicher ausprobiert. Süchtig war ich nie danach." "Na wer´s glaubt wird seelig oder was? Ist aber auch egal, denn was glaubt Du, werden Dir Deine Kollegen das abnehmen?"

Gerrit antwortete darauf nicht, sondern versuchte immer noch, sich möglichst schmerzfrei aus dem Griff zu befreien. Mirco zischte ihm noch ins Ohr "Ich gebe Dir genau drei Tage Zeit das Zeug zu besorgen, wenn nicht, weißt Du was ich tun werde! Also ich meld mich" dann ließ er ihn los und verschwand mit seiner Freundin um die Ecke. Gerrit sammelte sich erst einmal wieder und dachte dann über die verflixte Situation nach.

Er hatte sein Hndy schon in der Hand und wollte eigentlich gleich Michael anrufen, um ihn um Hilfe zu bitten, aber dann zögerte er. Sollte er das tatsächlich machen. Lange sah er sein Handy an. Was würde Michael sagen, wenn er ihm sagte, dass er als Jugendlicher mal Drogen genommen hatte, und das nicht gerade nur einmal zum Ausprobieren, würde ihre Freunschaft das aushalten?

 

Gerrits dachte über seine Vergangenheit nach.

Es war zu seiner Schulzeit passiert. Er war gerade 18 geworden. Da er beliebt gewesen war, war er ständig auf Partys unterwegs und da war ja auch noch die Schule und die Arbeiten die zu schreiben gewesen waren. Außerdem galt es auch, sich schon einmal langsam aufs Abi vorzubereiten. In der Woche hatte er zwar anfangs abends für die Arbeiten gelernt und versucht, sich aufs Abi schon einigermaßen vorzubereite, aber am Wochenende war er durchgängig zum Leidwesen seiner Eltern auf Achse gewesen.

Bei diesen legendären Partys war Mirco in sein Leben getreten. Er hatte ihn natürlich vorher schon flüchtig von der Schule her gekannt, aber nun traf er ihn nicht ohne Grund auf jede größere Veranstaltung an. Ständig war irgendwo eine Party oder ein Treffen und dort machten schnell die Drogen, die auch damals schon von Mirco verteilt wurden, die Runde.

Und so neugierig wie er war, konnte er natürlich nicht nein sagen, wenn ihm was neues angeboten wurde. Außerdem waren da auch noch seine Freunde gewesen, die ebenfalls das Zeug nahmen und da wollte man ja nicht als Einziger als Weichei dastehen. Außerdem, und davon war er ehrlich überzeugt gewesen, konnte er ja jederzeit mit dem Teufelszeug aufhören.

Freunde, wenn er heute über sie nachdachte, waren es eher keine gewesen.

Irgendwann waren seine Noten rapide abgesunken, weil er begann, sich auch in der Woche die meiste Zeit mit seinen Freuden zu treffen. Als seine beste Freundin Marie - die er schon seit Kindergartenzeiten kannte - seinem Vater steckte, was da so auf den Partys abging, war es zu einem gewaltigen Streit gekommen. Sein Vater hatte stundenlang wie wild auf ihn eingeredet, aber er hatte nicht zuhören wollen. Mit Marie hatte er sich wegen dieser Geschichte dermaßen zerstritten, dass er geglaubt hatte, sie könnten die wieder Freunde sein.

Als Gerrits Vater ihn schließlich zum wiederholten Male völlig benommen von einer angeblich "letzten" Party geholt hatte, hatte sein Vater aus lauter Verzweiflung keinen anderen Ausweg mehr gewusst, als ihn, nachdem er wieder nüchtern war, gegen seinen Willen auf eine geschlossene Anstalt eines Krankenhauses zu zehren, um ihm Drogensüchtige, die auf Entzug waren, vor Augen zu führen. Ein durchweg heilsamer Schock für Gerrit, denn nach diesen schrecklichen Bildern beschloss er, von dem Zeug die Finger zu lassen. So wollte er dann doch nicht enden.

Es war schwer für Gerrit gewesen, der Versuchung zu widerstehen und vor allem, den gefährlichen Party fern zu bleiben, aber das hatte ihm auch gezeigt, wie sehr er schon nach dem Zeug lechzte. Seine bisherigen "Freunde" wandten sich schnell von ihm ab, als sie merkten, dass er nicht mehr zu ihren Partys und Treffen kam. Aber in dieser Zeit vertrug er sich auch wieder mit Marie und mit ihr und ihren Freunden verbrachte er nun seine Freizeit.

 

Damals hatte er stets abgestritten, schon süchtig zu sein, aber er hatte natürlich immer gewusst, dass das gelogen war. Denn er hatte nach seinem Entschluss, niemals wieder Drogen anzufassen, nicht unerhebliche Entzugserscheingungen gehabt, aber seine Familie hatte hinter ihm gestanden und ihm beigestanden und geholfen. Wenn er genau darüber nachdachte, verdankte er es Marie, dass er nicht noch weiter in den Drogensumpf abgerutscht war.

Mit der Hilfe seines Bruders hatte er auch den fehlenden Schulstoff schnell aufgeholt und wurde zur Freude der Familie doch noch versetzt. Später bei seiner Bewerbung bei der Poizei hatte er die Frage, ob er schon einmal mit Drogen in Berühung gekommen war, einfach mit -nein- beantwortet, denn glücklicherweise war er zu seiner damaligen Drogenzeit nie polizeilich aufgefallen und er hätte nie gedacht, dass dieses Kapitel seines Lebens noch einmal auf den Tisch kommen würde.

Und was war, wenn das nun alles rauskam. Würde er dann seine Arbeit verlieren? Niemals zuvor hatte er sich auf einer Arbeitsstelle so wohl gefühlt, wie jetzt zusammen mit Alex und Michael.

Und Michael, würde der ihm glauben, dass er damals einen Schlussstrich gesetzt hatte und nie wieder etwas mit Drogen zu tun gehabt hatte? Er wusste genau, wie Michael über Drogen und ihre Auswirkungen dachte. Was wenn er dessen Freundschaft verlor, Michael, der mittlerweile sein bester Freund geworden war. Zugegeben, manchmal hatter er sich auch mit ihm in der Wolle, aber meistens vertrugen sie sich schnell wieder und niemand trug dem anderen etwas nach. Er wollte Michael auf keinen Fall als Freund verlieren.

Nach all dem Grübeln beschloss Gerrit, dass er erst einmal nichts sagen würde, zu sehr fürchtete er sich vor einer abweisenden Reaktion seiner Kollegen oder besser gesagt Freunde.

Gerrit wusste, dass er irgendetwas unternehmen musste, um Mirco loszuwerden, aber die Drogen aus der Aservatenkammer würde er ihm nicht holen, das stand für ihn fest. Aber über all das wollte und konnte er heute nicht mehr nachdenken, alles was er noch wollte, war in sein Bett zu kommen. So setzte er sich mühsam auf und stand schließlich endlich auf seinen Beinen. Sein ganzer Rücken tat weh und von der Stelle, an dem Mirco ihn zweimal in die Nieren geschlagen hatte, strömten immer noch unentwegt Schmerzwellen aus.

Gerrit begab sich zum Taxistand und ließ sich nach Hause fahren. Falk und Katrin schliefen Gott sei Dank schon und so zog er sich aus und besah sich im Spiegel erst einmal seine Wunden. Von der Ohrfeiger war zum Glück nichts mehr viel zu sehen. Seine Wange war zwar noch etwas geschwollen, aber das würde man höchstwahrscheinlich morgen schon nicht mehr sehen können.

Aber an der Stelle, an der Mirco ihn in den Rücken geschlagen hatte, waren zwei riesige leuchtende große rote Flecken zu sehen. Morgen würden die Stellen bestimmt dunkelblau gefärbt sein. Er war nur froh, das Alex und Michael sie nicht sehen würden und er sich so keine Ausrede einfallen lassen musste.

 

Als Gerrit am nächsten Morgen von seinem Wecker unsaft aus dem Schlaf gerissen wurde, konnte er sich kaum bewegen. Er hatte das Gefühl, als würde sein Rücken durchbrechen. Na das würde ja heute ein tolles Arbeiten werden. Er hatte zusammen mit Michael Außendienst, aber vielleicht konnte er es ja so drehen, dass Alex und Michael Außendienst machten und er im Büro bleiben konnte. Aber jetzt musste er sich erst mal beeilen, um nicht die neue Woche schon mit Zuspätkommen anzufangen. Also biß er die Zähne zusammen und rollte sich aus sein Bett.

Als er im Büro ankam, waren Michael und Alex schon da und Michael berichtete Alex gerade, dass der Doc gestern ganz neidisch auf Gerrit gewesen ist, als er eintrat. "Morgen Kollegen." Beide begrüßten ihn und er nahm sich erst einmal einen Kaffee. "Und steht was an?" "Nee, nur Routinearbeit. Wir fahren gleich mal ein bißchen durch die Gegend und unterstützen die Kollegen." berichtete Michael.

Gerrit wollte gerade Alex fragen, ob sie tauschen könnten, als Alex einen Hustanfall bekam. "Bist Du erkältet?" fragte er sie, aber Alex konnte nur nicken. "Ihre Freundin hat sie gestern wohl angesteckt. Gut dass sie heute Innendienst hat." antwortete statt dessen Michael.

Damit waren Gerrits Pläne mit einem Schlag zunichtegemacht, denn draußen herrschten immer noch Minusgrade und da konnte er unmöglich von Alex verlangen, dass sie mit ihm tauschte.

Er ergab sich seinem Schicksal und hoffte, dass er die Schmerzen einigermaßen im Griff hatte. Aber als er draußen ins Auto stieg, sah Michael natürlich, dass er das höchst vorsichtig machte. "Was hast Du denn?" fragte dieser auch sogleich argwöhnisch. "Nichts, ich hab mich wohl gestern falsch bewegt. Ich nehme an, ich habe einen leichten Muskelkater." antwortete Gerrit und dankte, wem auch immer, dass ihm so schnell diese Ausrede eingefallen ist.

Auf dem Weg zur Arbeit hatte er sich überlegt, ob er den beiden nicht doch sofort den Vorfall von gestern abend berichten sollte, aber dann war ihm wieder eingefallen, dass er schon zweimal im Verdacht stand, etwas mit Drogen zu tun zu haben. Natürlich hatte sich dann hinterher herausgestellt, dass dem in diesen Fällen nicht so war, aber Michael hatte ihm zunächst nicht geglaubt, weil die Beweise gegen ihn gesprochen hatten.

Er wusste natürlich, dass er es ihnen sagen musste, aber er wollte lieber auf einen günstigen Zeitpunkt warten, wenn er auch immer nicht die leiseste Ahnung hatte, wann dieser vorliegen würde.

So fuhren die beiden den ganzen Vormittag durch die Gegend und warteten vergeblich auf Aufträge. Die Fragen von Michael nach der Frau von gestern, antwortete Gerrit nur einsilbig und eher abweisend. Michael dachte für sich, dass Gerrit wohl nicht über gestern Nacht sprechen wollte, weil nicht zum Zuge gekommen war und ließ das Thema daher schnell fallen.

Gegen Mittag hatten sie sich gerade eine Currywurst mit Pommes besorgt, als ein Auftrag kam. "Zentrale an K11" Gerrit schnappte sich das Funkgerät, während er noch schnell eine Pommes in den Mund schob "K11 hört." "Überfall auf einen Kiosk in der Hochstraße 11" "K11 an Zentrale. Wir sind ganz in der Nähe und übernehmen."

 

Michael setzte sofort den Wagen in Bewegung und trat auf Gas, während Gerrit das Blaulicht aufs Dach stellte. Als sie den Kiosk erreichten, kam ihnen schon der Besitzer entgegen und rief "Es waren zwei Jugendliche, sie haben Pistolen und sind nach hinten raus in den Park durch den Hinterausgang. Sie sind beide schwarz gekleidet".

Sie sprangen schnell aus dem Wagen - naja, bei Gerrit war es nicht wirklich ein Rausspringen - zogen ihre Waffen und rannten durch den Kiosk nach hinten in den angrenzenden Park. Sie sahen weit weg vor sich zwei schwarze Gestalten laufen. "Gerrit, lauf Du rechts den Weg rum, ich lauf links rum, vielleicht kriegen wir sie so noch." wies Michael an und beide rannten los.

Michael bekam tatsächlich einen von den beiden Tätern zu fassen, denn der kam zu seiner Verwunderung zurückgelaufen und lief direkt in seine Arme. Er war von dieser Entwicklung zwar völlig überranscht, nutzte aber gleich die Gelegenheit und griff sich ihn schnell, entwaffnete ihn und nahm ihn erst einmal in Polizeigriff. "Moment mal nicht so schnell, Du bist festgenommen." "Halt warten Sie, mein Freund, der ist da hinten beim See im Eis eingebrochen und braucht Hilfe. Er kommt nicht mehr raus." Michael sah in die Richtung, aus der der Junge gekommen war. Zu erkennen war jedoch nichts, weil ihm die Bäume die Sicht nahmen.

Der Junge war höchstens 15 bis 16 Jahre alt, und was er gesagt hatte, hatte nicht geklungen, als hätte er gelogen. Da er auch Gerrit nicht mehr sehen konnte, rief er nach ihm. Als Gerrit sich aber nicht meldete, sah er sich um und zog den Jungen dann zu einem Baum hin, um ihn die Handschellen hinter dem Baum festzumachen, so dass der Junge den Baum praktisch umarmte.

"Du bleibst hier, die Kollegen werden gleich kommen und Dich mitnehmen." sagte er zu ihm und rief dann über Handy die Zentrale an, um mitzuteilen, wo der Junge von Kollegen abgeholt werden sollte und dass sofort die Feuerwehr über einen möglichen Einbruch ins Eiswasser zu informiert werden sollte. Dann rannte er weiter, denn die ganze Aktion hatte schon einige Minuten Zeit gekostet.

 

Gerrit war in der Zwischenzeit am See angelangt. Er sah den Jungen - der offenbar anstatt dem Weg um den See herum eine Abkürzung über den den See hatte nehmen wollen und nun ca. 40 m vom Ufer entfernt eingebrochen war - sofort. Der Junge wimmernd in einem durch nach Hilfe und versucht, sich am Eis festzuhalten. Gerrit schrie ihm zu "Warte,, ich helfe Dir gleich."

Gerrit sah sich kurz nach dem anderen Jungen oder Michael um, konnte beide aber nirgendwo entdecken. 'Scheiße, was mach ich jetzt' dachte er und steckte erst einmal seine gezogene Waffe, die er immer noch in der Hand hielt, wieder ein.

Er suchte schnell das Ufer ab, und sah einen dicken ca. 2 m langen Ast. 'Vielleicht kann ich ihn damit rausziehen' dachte er und im Hintergrund hörte er den Jungen immer weiter wimmern "Hilfe, so helfen Sie mir doch bitte."

Er nahm den Ast und drehte sich wieder dem Jungen zu. "Ganz ruhig, ich werde Dir ja helfen, aber Du musst versuchen, Deine Kräfte zu schonen." versuchte er den Jungen zu beruhigen. Erneut schaute er, ob Michael kam, aber da dies nicht der Fall war, musste er sich eben darauf verlassen, dass Michael jeden Moment kommen und ihm helfen würde.

Langsam und vorsichtig begab er sich auf die Eisfläche und hörte unter sich das Eis knacken. Da ihm keine andere Lösung in den Sinn kommen wollte, bewegte sich dennoch weiter schlitternd auf den Jungen zu, im Schlepptau den Ast, mit dem er ihn aufs Eis ziehen wollte.

Da das Knacken gar nicht aufhörte und er befürchtete, ebenfalls einzubrechen, legte er sich, nachdem er bereits 20 m voran gekommen war, aufs Eis und zog sich mit den Armen langsam weiter auf den Jungen zu, immerzu hoffend, nicht auch noch einzubrechen.

Schnell spürte er nicht nur die Nässe, sondern auch die Kälte durch seine Kleidung dringen, aber darauf konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen, denn vor sich wurde die Stimme des Jungen immer dünner. Und immer noch knackte es gefährlich unter ihm.

Stück für Stück robte er sich weiter zu dem Jungen vor. Als er es endlich geschafft hatte, bis auf 10 m an den Jungen heranzukommen, hörte er hinter sich Michael rufen. "Gerrit, ich habe die Feuerwehr gerufen, sie sind gleich da, um zu helfen. Sieh zu, dass Du nicht auch noch einbrichst"

 

'Guter Rat, das weiß ich auch selbst' dachte Gerrit und sah erneut zu dem Jungen, der immer noch vergeblich versuchte, aufs Eis zu gelangen. Seine Bewegungen wurden merklich langsamer.

Gerrit sah, dass der Junge immer schwächer wurde, seine Lippen und Hände waren mittlerweile blau angelaufen. Er hörte zwar in der Ferne die Sirenen der Feuerwehrfahrzeuge, wusste aber nicht, ob der Junge das noch so lange aushalten würde. "Hey Du, halt aus, ich werd Dir helfen, wir schaffen das schon" versuchte er ihn wachzuhalten, aber wirklich helfen tat dies nicht.

Gerrit versuchte daher, sich zu beeilen, bedachte aber dabei nicht, dass das Eis um den Jungen durch den Einbruch äußerst instabil war und so hörte er es erneut knacken, allerdings war es ein anderes Knackgeräusch als diejenigen, die er zuvor vernommen hatte und bevor Gerrit etwas tun konnte, gab das Eis unter ihm nach und er landete ohne weitere Vorwarnung im eiskalten Wasser und ging sofort unter.

Durch das eiskalte Wasser, mit dem sein Körper so rapide konfrontiert wurde, setzte seine Atmung für einen kurzen Moment aus. Er hatte das Gefühl nie wieder im Leben atmen zu können, denn die Kälte, die ihn von einem auf den anderen Moment umrang schien ihn zu paralysieren, so dass er offenbar zu keinerlei Bewegung mehr fähig war.

Aber nachdem er den ersten Schock des kalten Wassers nach einigen Sekunden hinter sich gebracht hatte, konnte er sich endlich wieder bewegen und versuchte nun hektisch nach oben an die Wasseroberfläche zu gelangen.

Michael, der das Ganze vom Ufer aus beobachtet hatte, raufte sich die nicht vorhandenen Haare und wollte ebenfalls auf das Eis treten, wurde aber von einem der nun auch ankommenen Kollegen zurückgehalten. "Michael bleib hier, wieviele sollen denn da noch einbrechen?" Im Hintergrund wurde das Jaulen der Feuerwehrsirenen immer lauter und Michael konnte sie vom Weitem bereits anfahren sehen.

"Gerrit!" schrie Michael, als es schien, dass Gerrit nicht mehr an die Oberfläche zurückkam. Aber zusammen mit dem Eintreffen der Feuerwehrwagen fand Gerrit endlich wieder zur Oberfläche zurück und versuchte, sich - verzweifelnd nach Luft schnappend - zu orientieren. Michael schrie erneut "Gerrit, haltet Euch fest, die Feuerwehr ist da und holt Euch da gleich raus."

Gerrit wusste nicht, was er tun sollte und wie er sich solange, bis die Feuerwehr sie hier rausgeholt hatte, überhaupt noch halten sollte, denn seine Gliedmaßen begangen bereits gefühlsmäßig den Geist aufzugeben. Man war das für eine besch....... Kälte.

Bewegen, ich muss mich bewegen, kam es ihm plötzlich in den Sinn und so schwamm er erst einmal zu dem Jungen, der gerade dabei war, das Bewußtsein zu verlieren und langsam abzutauchen. Er bekam ihn gerade noch zu fassen, hielt ihm den Kopf über Wasser und klatschte ihm auf die Wangen. "Hallo, hallo, wach bleiben, ich bin doch nicht umsonst hier reingesprungen. Hörst Du, Du bleibst gefälligst wach!" schrie er ihn an und bekam iden Jungen damit zu seiner eigenen Verwunderung doch wieder einigermaßen zu bewußtsein.

Er fasste ihn unter dem Brustkorb und versuchte, sie beide nur mit den Beinen paddelnd, über Wasser zu halten. Sich am Eis festzuhalten, war hoffnungslos, denn durch die Nässe rutschten seine Hände immer wieder ab. Hoffentlich brauchte die Feuerwehr nicht so lange, um sie hierauszuholen, denn die Kälte tat mittlerweile unangenehm weh.

Michael rannte sofort zum Feuerwehrwagen und schaute, ob er dort helfen konnte. Je schneller die beiden aus dem Wasser geholt werden konnten, um so besser.

 

Michael dachte gerade darüber nach, wie lange die beiden das wohl noch in dem kalten Wasser aushalten konnten, als er bemerkte, dass zusammen mit der Feuerwehr und den Rettungswagen bereits eine ganze Menge Schaulustige am Rand des See´s standen und der Rettungsaktion zuschauten. "Kollegen, sorgt doch mal dafür, dass hier großräumig abgesperrt wird." ordnete er gerade an, als er sah, dass auch die Presse schon vor Ort war. 'Nicht auch noch die' dachte er und flüsterte einem weiteren Kollegen zu "Habt ihr den anderen Jungen schon weggebracht?" "Ja, er ist schon auf den Weg ins Präsidium zu Alex."

Alex! Er musste Alex ja noch informieren, das hatte er ja völlig vergessen. Er rief daher schnell bei Alex an und teilt ihr das Notwendige mit. "Wie geht es Gerrit?" wollte sie am Schluss natürlich wissen. "Da kann ich Dir noch nichts Näheres sagen, die Feuerwehr tut alles, um die beiden so schnell wie möglich aus dem Wasser zu holen." und mit "Ich melde mich bei Dir, sobald ich Weiteres weiß" beendete er das Gespräch, weil einer der Presseleute sich immer näher ans Geschehen wagte.

"Hallo Sie da, gehen Sie bitte hinter die Absperrung, das gilt auch für die Presse!" blaffte Michael den Reporter an, aber der hielt ihm sofort sein Mikrofon unter die Nase und ließ seinen Kollegen weiterfilmen. "Ist das ihr Kollege da draußen, der bei dem Versuch, den Jungen zu retten selbst in Schwierigkeiten geraten ist?" "Ja, aber das geht Sie nichts an!"

Mittlerweile war der Junge doch ohnmächtig geworden und Gerrit hatte Schwierigkeiten, den Jungen festzuhalten, weil seine Hände schon ganz klamm waren und er kein Gefühl mehr in den Fingern verspürte. Er entglitt ihm und der Körper des Jungen ging unter.

'Oh nein, warum immer ich?' fragte er sich, weil ihm klar wurde, dass er erneut tauchen musste, um den Jungen wieder hochzuholen. Da all das Jammern nichts half, holte er tief Luft und verschwand ebenfalls unter Wasser. Sehen konnte er nichts und so fühlte er hektisch im Wasser herum, bis er irgendetwas zu fassen bekam, dass ein fetzen Stoff sein könnte, na ja, er vermutetete es, denn fühlen konnte er es nicht mehr. Er zog daran und stellte fest, dass er Glück gehabt hatte, da tatsächlich der Körper des Jungen nachfolgte. Es gelang ihm, den Jungen erneut unterhakten und strammpelte nun mit aller Kraft, um wieder nach oben zu kommen.

Als er endlich wieder Luft bekam und auch der Kopf des Jungen wieder über dem Wasser war, hörte er zu seiner Verwunderung Klatschen 'Klatschen? Sind die jetzt völlig durchgedreht?' dachte er und drehte sich so, dass er Michael sehen konnte. Das so viele Menschen am Uferrand standen, passte ihm gar nicht und verärgerten ihn eher. Was sollte das denn. Die sollten nicht zuschauen, sondern ihm lieber helfen, hier rauszukommen, verdammt.

Gerrit merkte, wie er immer müder wurde und kämpfte dagegen an, denn er wusste, dass das für sie beide fatale Folgen haben würde. Er schloss kurz die Augen und sah dann wieder zu Michael.

Michael, der die ganze Zeit seine Augen nicht von Gerrit ließ, spürte, dass Gerrit am Ende seiner Kräfte angelangt war und rief, da er vom Ufer aus nichts anderes tun konnte zu ihm rüber "Gerrit nur noch wenige Augenblicke, die Kollegen von der Feuerwehr sind schon auf den Weg zu Dir, da rechts von Dir, halt also aus." Gerrit sah nach rechts und erkannte, dass sich tatsächlich einer der Feuerwehrmänner auf einer Leiter an sie beiden heranschob. Er kannte ihn sogar. Es war Rüdiger, der Spielleiter der Feuerwehr-Fussballmannschaft.

 

Bei den Schaulustigen am Ufer kam nun auch endlich an, dass das Ganze hier kein Spaß war, sondern die Situation immer brenzlicher für die beiden Eingebrochenen wurde, weshalb es auch immer stiller wurde. Michael bekam von all dem nichts mit, weil er noch immer konzentriert beim Geschehen war und ungeduldig darauf wartete, das Rüdiger endlich etwas tun konnte.

Rüdiger kam langsam aber sicher immer weiter zu Gerrit vor. Die letzten 10 m musste er aber stoppen, um nicht auch noch einzubrechen. Die Leiter, auf der er lag, war von hinten von den Kollegen angeschoben worden und wurde zusätzlich durch ein Seil gesichert. Er selbst hatte ein weiteres Seil mit, dass er nun versuchte, Gerrit rüber zu werfen.

Die ersten beiden Male war das Seil zu weit rechts oder zu weit links, so dass Gerrit da nicht rankommen konnte, und Rüdiger musste es wieder einholen, aber beim dritten Mal landete das Seil nicht weit von Gerrit im Wasser. "Gerrit schnapp Dir das Seil und halt es fest, wir ziehen euch dann raus" rief Rüdiger ihm zu. Gerrit versuchte es zu fassen. Zwar gelang ihm dies, er konnte es aber nicht festhalten, weil er im Eiswasser das Gefühl in den Fingern verloren hatte und den bewußtlosen Jungen konnte er ja schließlich auch nicht loslassen.

Rüdiger versuchte, ihm weiter zu helfen "Gerrit, versuch das Seil um auch beide zu wickeln und irgendwie zu verankern, ich hab noch genügend Seil, Du kannst also soviel haben, wie Du brauchst." Gerrit sah Rüdiger fragend an und der zeigte ihm andeutungsweise, was er gemeint hatte. Gerrit nickte und versuchte angestrengt irgendwie das Seil um sich und um den Jungen zu bekommen. Leider klappte das nicht, denn bei seinen Versuchen gingen sie beide immer wieder unter und er musste mit viel Kraftaufwand erst wieder nach oben über Wasser kommen.

Nach drei erfolglosen Versuchen, machte er erst einmal eine Pause und versuchte wieder zu Atem zu kommen. Dann wandt er das Seil nur um den Jungen und diesmal schaffte er es, das Seil irgendwie so zu verankern, dass es nicht wieder aufging, wie genau, konnte er auch nicht sagen, aber es hielt. Er zeigte Rüdiger an, dass er erst einmal den Jungen aus dem Wasser ziehen sollte, was dieser dann tat, denn etwas anderes blieb ihm eh nicht übrig.

Damit keine Zeit verloren ging, war mittlerweile ein zweiter Feuerwehrmann auf einer weiteren Leiter zu Rüdiger vorgeschoben worden, der Rüdiger half, den Jungen heranzuziehen. Der zweite Mann nahm den Jungen in Empfang und ließ sich umgehend mit ihm auf der Leiter zurückziehen.

Rüdiger sah wieder zu Gerrit, der nun ebenfalls dabei war, das Bewußtsein zu verlieren und sich kaum noch an der Oberfläche halten konnte. Er warf ihm erneut das Seil zu und diesmal klappte es bereits beim ersten Mal, aber Gerrit machte keinerlei Anstalten, überhaupt zu versuchen, das Seil in irgendeiner Form auch nur ansatzweise entgegenzunehmen.

Michael sah das vom Ufer aus und hörte Rüdiger sagen "Bitte Gerrit, Du musst jetzt das Seil nehmen und es um Deinen Körper wickeln und zwar sofort, hörst Du!" aber Gerrit rührte sich immer noch nicht, zu sehr war mittlerweile sein Körper ausgekühlt und er war einfach nur noch müde und ausgelaugt. Irgendwie schien die Kälte auch sein Gehirn zu beeinträchtigen, denn er dachte seltsamerweise bei all der Kälte gar nicht mehr an die Gefahr, in der er sich befand.

Michael ahnte, was vor sich ging und schrie Gerrit vom Ufer aus an "Gerrit, Du reißt Dich jetzt gefälligst sofort zusammen. Nimm das verfluchte Seil und wickelst es Dir um oder Alex und ich reden kein Wort mehr mit Dir!" 'Welch eine Drohung' schüttelte Michael sofort im Gedanken über sich selbst den Kopf, denn eins stand fest, wenn Gerrit das Seil nicht nahm, würden sie mit Gerrit kein Wort mehr reden können, weil er dann sterben würde.

 

Glücklicherweise waren Michaels Worte doch noch bis zu Gerrits Gehirn vorgedrungen und sorgten dafür, dass er noch einmal all seine Kräfte mobilisierte und sich in Bewegung setzte. Zumindest begann er, seinen Arm im Wasser mehrfach um das Seil zu kreisen und so gelang es ihm, das Seil dreimal um seinen Arm zu schlingen. Rüdiger zog probeweise an dem Seil und das Seil spannte sich, ohne sich wieder zu lösen. Erleichtert zog Rüdiger nun auch Gerrit aus dem Wasser.

Der war allerdings nicht mehr in der Lage, auch nur eine koordinierte Bewegung auszuführen. Völlig fertig bemerkte er, dass er sich endlich wieder auf dem Eis befand und aufgehört hatte, zu zittern. Kurz darauf wurde er von Rüdiger auf die Leiter gezogen und er verlor das Bewusstsein. Zusammen mit Gerrit wurde Rüdiger wieder ans Ufer gezogen und die Rettungssanitäter verfrachteten Gerrit, dessen Bahre sofort von allen möglichen Reportern umringt wurde, ohne dass die bereitstehende Polizei dies verhindern konnte, in den Krankenwagen.

Michael, der das ganze Theater mit den Journalisten nicht mehr ertragen konnte und kurz vor einem Ausraster stand, stieg ebenfalls im Krankenwagen ein und schloß erst einmal mit Nachdruck die Türen hinter sich, so dass die Reporter erst mal außen vor waren.

Der Krankenwagen konnte aber noch nicht losfahren, weil Gerrit zunächst notversorgt werden musste. Als erstes schnitten ihm die Sanitäter die nassen Sachen vom Laib und Michael bemerkte dabei sofort die blauen Flecke an Gerrits Rücken. Er fragte sich natürlich, was er da schon wieder gemacht hatte, musste sich mit seinen Fragen aber noch gedulden, weil Gerrit ja erst einmal das Ganze unbeschadet überleben musste. Nachdem Gerrit eine vorgewärmte Transfussionen angehängt bekommen hatte und vorgewärmte Luft zugeführt erhielt, fuhr der Wagen endlich los.

Im Krankenhaus angekommen, musste Michael vor dem Behandlungszimmer warten. Während er draußen wartete, rief er bei Alex an, um sie auf dem Laufenden zu halten. "Sag mal, weißt Du was davon, dass Gerrit sich am Rücken verletzt hat?" "Nee, wieso?" "Er hat zwei riesige blaue Flecken am Rücken und wenn ich es mir richtig überlege, sehen die aus, als hätte jemand seine Faust da reingeschlagen, sieht ziemlich übel aus." "Was sagte Gerrit denn dazu?" "Na noch konnte ich ihn nicht darauf ansprechen, aber ich werd schon rausbekommen, was er da wieder gemacht hat." "Hoffen wir erst mal, dass er dieses Abenteuer gesund überlebt." "Ja" schloss Michael das Gespräch und setzte sich wieder auf einen der bereitgestellten Wartestühle.

Er grübelte über die Verletzungen nach. Was hatte Gerrit heute morgen gesagt, er habe sich da gestern beim Fußballspiel wohl etwas verrengt. Nun eins stand fest, nach dem Fußballspiel war an seinem Rücken noch keine Verletzung zu sehen, dass hätte er wohl kaum übersehen. Die Geschichte konnte er sonstwem auftischen, für ihn sah das verdächtig danach aus, als sei Gerrit verprügelt worden.

Da Michael vorerst keinerlei Informationen erhielt, rannte er von einem Ende des Flurs zum anderen und hoffte das Gerrit seinen Einbruch ins Eiswasser unbeschadet überstehen würde.

 

Der Kollege, der den ins Eis eingebrochenen Jungen ins Krankenhaus begleitet hatte, kam auf Michael zu. "Und schon etwas gehört?" "Nee und Du, was macht der Junge?" "Der wird wieder, war ganz schön unterkühlt, aber die Ärztin sagt, dass junge Körper eine solche Strapaze besser wegstecken. Sie sind noch dabei, ihn wieder auf Normaltemperatur zu bringen, dann muss er über Nacht noch zur Beobachtung bleiben und wird voraussichtlich morgen früh entlassen." "Ist jetzt jemand bei ihm, nicht dass der abhaut?" erkundigte sich Michael. "Ja, klar, ich bin gerade eben abgelöst worden und wollte nur mal schnell schauen, was Gerrit macht."

Nach einem kurzen Gespräch ging der Kollege wieder und Michael stellte sich auf eine längere Wartezeiten ein.

Nachdem ständig jemand in den Untersuchungsraum, in dem man Gerrit gebracht hatte, rein und rausrannte und niemand ihm etwas sagte, wurde Michael immer nervöser. Was konnte denn da so lange dauern?

Endlich nach weiteren 3 Stunden und fünf Telefonaten mit Alex kam eine Ärztin auf Michael zu. "Nun ich kann Ihnen sagen, dass Ihr Kollege es überleben wird. Anfangs sah es schlecht aus, weil er sehr stark unterkühlt wurde. Das ist für die inneren Organe gar nicht gut. Wir haben ihn aber jetzt auf eine einigermaßen annehmbare Temperatur gebracht, ohne dass unerwartete Nebenwirkungen aufgetreten sind. Ich denke, wir werden ihn bis heute abend wohl wieder auf Normaltemperatur gebracht haben. Heute Nacht muss er noch zur Beobachtung hierbleiben, Sie können ihn dann voraussichtlich morgen früh abholen."

"Muss er dann irgendetwas beachten." fragte Michael "Er wird wahrscheinlich Erkältungserscheinungen bekommen, er sollte dann vorsichtshalber sofort einen Arzt aufsuchen und sich krankschreiben lassen, sonst nichts." "Also kann dann nicht schlimmeres mehr passieren?" "Keine Sorge, wenn überhaupt noch ein Organversagen auftreten sollte, dann wohl eher hier, während er noch überwacht wird. Bevor ich dies nicht ausschließen kann, werde ich ihn gar nicht erst entlassen. Aber ich denke, er hat insoweit Glück gehabt. Aber sagen Sie, eins würde mich noch interessieren. Wurde er wegen seiner Nierenprellung denn gar nicht krankgeschrieben?"

'Nierenprellung?' Michael sah sie erstaunt an und zuckte darauf nur die Schultern, so dass sich die Ärztin nun von ihm verabschiedete. Im Weggehen teilte sie ihm noch mit, dass Gerrit immer noch schlief, er aber jetzt kurz zu ihm dürfe.

Er ließ sich deshalb zu Gerrit führen, der, wie die Ärztin gesagt hatte, tief und fest schlief. An ihn waren noch allle möglichen Geräte zur Überwachung angeschlossen und über seiner Liege waren Rotlichtlampen angebracht, um ihn weiter zu erwärmen.

"Hey, Gerrit" versuchte Michael ihn wachzubekommen und rüttelte ihn leicht an der Schulter. Michael ließ Gerrit erschrocken schnell wieder los, denn seine Haut fühlte sich immer noch ziemlich kalt an. Aber Gerrit drehte lediglich den Kopf von der einen auf die andere Seite und schlief weiter.

Da Gerrit nicht wachzubekommen war, verließ Michael das Krankenhaus und dachte noch einmal über die Worte der Ärztin nach . Er schüttelte im Gedanken den Kopf 'Nierenprellung, warum er damit arbeitet? Ich wüsste lieber erst mal, wie er sich die zugezogen hat!'

 

Vor dem Krankenhaus standen einige Reporter, die sich, da sie Michael vom Uferrand her erkannten, sofort an seine Fersen hefteten. Aber der ging schnell und direkt zu seinem Auto und beantwortete alle Fragen monoton mit den Worten "Kein Kommentar", stieg in seinen Wagen und fuhr sofort los. Puh, endlich war er die Reportermeute los. Wenn er eine Berufsparte hasste, dann waren es Reporter.

Als er im Büro ankam, wartete Alex bereits auf ihn und löchert ihn sofort mit 1000 Fragen. Michael nahm sichl einen Kaffee und setzte sich an seinen Schreibtisch. Dann erzählte ihr erst einmal alles haarklein "... und diese Reporter, wie die Geier haben die vor dem Krankenhaus gestanden, das ist doch krank." Alex lachte "Lass mich raten, alles was Du denen gesagt hat, war 'kein Kommentar'." "Ja genau und zwar in der Reihenfolge."

"Michael ich habe gerade im Regionalfernsehen die Aufnahmen am See gesehen, schrecklich. Geht es Gerrit wirklich soweit wieder gut?" fragte Alex noch einmal an. Michael nickte zwar, sah sie aber besorgt an. "Ja, aber das mit der Nierenprellung macht mir sorgen. Warum sagt er uns denn nichts davon? Was ist da wieder passiert?" Alex zuckte nur mit den Schultern und wandte sich wieder ihrem Bildschirm zu.

Alex, die zusammen mit dem Staatsanwalt bereits den anderen Jungen verhört hatte, erzählte Michael nun von dem Verhör. Der Fall war bereits geklärt. Die beiden Jungs, beide 15, wollten von Zuhause abhauen und brauchten dafür ein bißchen Kohle und hatten sich gedacht, dass man sich die leicht von dem Kioskbesitzer holen könne, mit dem bekannten Ende.

Alex und Michael schrieben den Rest des frühen Abends ihre Berichte und beide machten sich dabei ihre Gedanken über Gerrit. Als sie Feierabend machten, fragte Alex "Holst Du mich morgen früh ab und wir beide holen dann gemeinsam Gerrit aus dem Krankenhaus ab?" "Ich dachte ich hole morgen früh erst Gerrit ab und sprech mal allein mit ihm!"

"Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist, ich kenn Euch beide doch, da kommt doch wieder nur Streit bei rum." bemerkte Alex. " Was soll dass denn heißen?" "Also gut, Du holst ihn allein ab, aber Du bringst ihn mir in einem Stück ins Büro! Also reiß ihm nicht gleich den Kopf ab, OK?" Michael nickte, er hatte schon seine eigene Vorstellung von dem Gespräch morgen früh

 

Michael fuhr am nächsten Morgen erst einmal in Gerrits WG, um dort für ihn Kleidung zu besorgen. Die Sachen, die er gestern angehabt hatte, waren ihm ja von den Sanitätern noch im Krankenwagen vom Laib geschnitten worden, weil es schnell gehen musste, die waren also hinüber. Als er alles beisammen hatte, fuhr er ins Krankenkaus. Das heißt, vorher musste er erst noch einmal nach 5 Minuten wieder umkehren und zurück zur WG fahren, denn er hatte Socken vergessen.

Als er im Krankenhaus ankam, musste erst einmal einiges an Papieren ausgefüllt werden und bis es endlich soweit war, dass Gerrit entlassen werden konnte, war es bereits 10.00 Uhr. Gerrit sah sichtlich angeschlagen aus und die ersten Erkältungserscheinungen stellten sich auch bereits ein. Er hustete leicht und seine Nase lief unentwegt. Er bekam noch einmal höchstpersönlich von der Ärztin die Anweisung zum Hausarzt zu gehen, um sich vorsichtshalber noch eine Woche krankschreiben zu lassen. Aber Michael und Gerrit dachten sich dabei ihr Teil, denn beide wussten, dass daraus nichts würde.

Als die beiden im Auto saßen, erklärte Gerrit mit Bestimmtheit "Wir fahren natürlich ins Büro und nicht zum Arzt". Michael sah ihn an. "Schon klar. Aber bevor wir losfahren, will ich erst einmal wissen, woher Du plötzlich eine Nierenprellung hast." Gerrit sah ihn schuldbewußt an. 'Scheibenkleister, was mach ich jetzt' dachte er und überlegte fieberhaft, ob es einen Ausweg gab. Er sah schnell aus dem Beifahrerfenster und überlegte, ob er nicht doch mit der Wahrheit rausrücken sollte. Michael würde bestimmt keine Ruhe geben, bis er alles ganz genau wusste. Er kannte ihn doch.

Michael beobachtete ihn die ganze Zeit und wartete darauf, dass Gerrit antwortete. Als ihm dies aber zu lange dauerte, hakte Michael weiter nach "Gerrit, bitte heute noch, wenn´s geht. Wir müssen ins Büro!" Gerrit wurde in seinen Gedanken unterbrochen. Und da ihm immer noch keine plausible Ausrede eingefallen war, die Michael auch akzeptieren würde, blieb ihm wohl keine andere Wahl mehr, als mit der Wahrheit herauszurücken.

"Michael, wir sind doch Freunde oder?" "Ja, und?" "Na ja, was ich Dir jetzt erzähle, erzähle ich Dir nicht als Kollege, sondern als Freund, OK?" Michael schaute ihn verständnislos und fragend an und überlegte, was das Ganze wohl sollte, aber schließlich sagte er "Ok, dann leg mal los. Ich bin ganz Ohr." Gerrit erzählt ihm nun zögerlich, was vorgestern geschehen war und auch das mit dem Drogenmißbrauch in seiner Jugend. Nachdem endlich alles raus war, schaute Gerrit Michael skeptisch an, würde er ihm glauben, dass er seit seiner Jugend nichts mehr mit Drogen am Hut hatte und wie würde er reagieren?

 

Michael sah aus dem Fenster und dachte aufgewühlt erst einmal über das soeben Gehörte nach. Gerrit hatte also Drogen in seiner Jugend genommen, natürlich ohne das bei seiner Einstellung bei der Polizei anzugeben und wurde damit nun von diesem Mirco erpresst. Deshalb auch die Nierenprellung, aber warum hatte Gerrit ihnen das gestern morgen nicht sofort erzählt, oder besser noch, warum erzählte er es erst, nachdem er ihn unter Druck gesetzt hatte und ihm offenbar keine weitere Ausrede mehr einfiel? Sollte er etwa?

Wenn er richtig darüber nachdachte, hatte Gerrit selbst im Sommer so gut wie nie ein T-Shirt an, immer hatte er etwas an, dass lange Ärmel hatte. Bezweckte er damit etwas. Essen tat er auch wie ein Scheunendrescher und setzte so gut wie nicht an. Ob er sich wohl was spitzte? Er musste es einfach jetzt und hier sofort wissen und überprüfen. Michael drehte sich daher ruckartig zu dem davon völlig überrumpelten Gerrit um, nahm dessen Arme, schob seine Ärmel hoch und begutachtete dessen Armbeugen ganz genau nach Einstichnarben.

Gerrit konnte nicht fassen, was Michael da machte und sah ihm bewegungslos völlig perplex dabei zu. Was war nur passiert. Er vertraute ihm als seinen besten Freund seine Sünden als Jugendlicher an, und der nahm das zum Anlass, ihn für einen Fixer zu halten. Warum nur hatte er überhaupt etwas gesagt. Er hätte das doch allein für sich ausmachen sollen.

Er sah Michael fassungslos an, stieg aus den Wagen aus und sagte eisig "Ich geh wohl besser zu Fuß!" und setze sich in Bewegung. Er wollte so schnell wie möglich von hier und vor allem von Michael weg und zwar jetzt gerade am besten soweit wie möglich.

 

Michael stieg ebenfalls aus "Gerrit, komm mach keinen Scheiß, steig wieder ein, war doch nicht so gemeint." Gerrit drehte sich mit tränengefüllten Augen zu ihm um "Frag Du Dich erst mal, ob Du mir noch trauen kannst, momentan scheint das ja nicht der Fall zu sein." Dann rannte Gerrit weg.

Michael bereute bereits, das getan zu haben, aber er wollte doch nur sicherstellen, dass Gerrit nicht immer noch süchtig war, er war einfach durchgedreht bei dem Gedanken, dass Gerrit immer noch süchtig sein könnte. Und nun das, Gerrit hatte all das falsch verstanden. Na ja, zugegebenermaßen war es allein seine Schuld, dass Gerrit wohl jetzt gerade keinen Bock hatte mit ihm zu reden. Er hätte einfach auf den richtigen Moment warten müssen. Aber gab es den in dieser Situation überhaupt? Schon mehr aus Gewohnheit zuckte er mit der Schulter, stieg wieder ins Fahrzeug, fuhr los und fuhr durch die Straßen. Er versuchte Gerrit irgendwo zu finden, aber der blieb unauffindbar, so dass Michael erst einmal ins Büro fuhr.

Alex sah ihm entgegen "Und, wo ist Gerrit, ist er krankgeschrieben?" "Wie man´s nimmt" brummte Michael und tänzelte vor seinem Schreibtisch hin und her. Alex stutzte "Wie, wie man´s nimmt, was soll das denn heißen? Hattest Ihr etwa Streit?" "Ja..." antwortete Michael zerknirscht. Alex hob ihre Arme und ließ sie auf den Tisch fallen "Siehst Du, ich hätte doch mitkommen sollen. Ich red mal mit ihm, wo ist er?" Michael starte aus dem Fenster "Ich weiß es nicht, er ist einfach abgehauen, Du weißt doch, wie er manchmal ist."

Alex sah Michael durchdringend an. "Ja ich weiß, wie er manchmal ist, aber ich kenn auch Dich nur allzu gut, um zu wissen, dass da was vorgefallen ist, wenn Du so schuldbewusst da so hin- und herläufst. Also was war los?" "Ich weiß zwar nicht, ob ich es Dir sagen darf, aber" "Na los, raus mit der Sprache." unterbrach Alex Michael fordernd. Michael erzählte ihr alles und Alex hörte ohne Zwischenfragen zu. "Na ja und dann ist der Idiot einfach abgehauen." endete Michael schließlich.

"Und darüber wunderst Du Dich? Ich denke ihr seid Freunde, sogar beste Freunde." "Ja und?" "Michael er hat Dir vertraut und Dir alles erzählt und was machst Du?" "Ich wollte doch nur.." Michael hörte auf zu reden, denn er wusste selbst, dass das nur eine fade Ausrede war. "Du hast Recht, ich habe ihm nicht vertraut, ich dachte vielleicht ist er ja immer noch süchtig und wollte es sofort überprüfen."

Alex sah ihn verwundert an " Du bist mir ein Schlaumeier. Ich frage mich, warum Du gerade das auf diese Art überprüfen wolltest. Du glaubst doch nicht im ernst, dass Gerrit sich Spritzen setzt. Hast Du schon mal gesehen, was für ein Gesicht der zieht, wenn er im Krankenhaus eine Spritze verpasst bekommt." "Stimmt auch wieder. Ach Alex, ich habe mich total daneben benommen." "Ja, das trifft´s wohl genau."

 

Alex überlegte, wie die Situation wieder geradezurücken war. "Du solltest ihn suchen und mit ihm sprechen." holte sie Michael aus dessen Überlegungen. "Auf jeden Fall sollte er bis heute abend wieder hier auftauchen, denn dann kommt der Staatsanwalt. Er will morgen früh eine Pressekonferenz abgegeben und will darüber vorher noch mit Gerrit sprechen. Wie es scheint, will er ihn wohl dabei haben. Er schein überhaupt ganz happy zu sein wegen der positive Presse. Außerdem war die Mutter von dem geretteten Jungen schon zweimal da, weil sie Gerrit unbedingt persönlich danken will. Das Geschenk da ist übrigens von ihr." Alex deutete auf ein eingepacktes Paket mit Schleife drum.

Michael bemerkte erst jetzt das mittelgroße Paket, das Alex vorläufig auf seinen Schreibtisch abgestellt hatte. "Was für ein Aufstand. Das hätte doch jeder von uns getan " murmelte er. "Ja, aber es war nun mal Gerrit." antwortete Alex.

"Was ist denn da drin?" und schon war Michael neugierig mit der Schleife beschäftigt. Alex, die versucht hatte, Gerrit telefonisch in der WG zu erreichen, legte mit "Keiner da" den Hörer auf und ging dann rüber zu Michaels Schreibtisch. Als sie sah, dass Michael sich an der Schliefe zu schaffen machte, haute sie ihm leicht auf die Hand "Finger weg, das gehört Gerrit!"

Michael schob das Paket mürrisch an den Tischrand, um etwas Platz für seine Arbeit zu haben und schaute erst mal, welche E-Mails gekommen waren. Alex schaute ihm perplex zu "Sag mal, willst Du nicht endlich los und ihn suchen?" Michael schaute sie fragend an "Wer, ich? Nee, das ist wohl keine gute Idee, so wie der abgerauscht ist." "Gut dann eben nicht, scheint ja doch nicht so weit her zu sein mit eurer sogenannten Männerfreundschaft."

Michael dachte über Alex Worte nach und ihm kamen wieder die Bilder von Gerrits Einbruch ins Eis im Sinn und auch das Gefühl, als er geglaubt hatte, dass Gerrit nicht mehr hochkommen würde. Er hatte geglaubt, sein bester Freund würde es nicht schaffen. Hm, sein bester Freund. Als Gerrit hier im Büro anfing waren sie sofort auf einer Wellenlänge gewesen, aber er hätte nicht gedacht, dass Gerrit ihm einmal soviel bedeuten würde. Alex hatte wie immer Recht, Gerrit war sein bester Freund, also musste er etwas tun, bevor der nur wieder irgendeine Dummheit machte.

Er griff sich seine Jacke "Ich geh ihn suchen und stell das wieder richtig. Ich kenn ihn, der macht bestimmt wieder irgendeinen Blödsinn. Außerdem müssen wir noch überlegen, wie wir das mit diesem Mirco klären. Schau schon mal in unseren Karteien nach diesem Mirco Sander nach, ob Du was findest!"

Alex lächelte, das war ihr Michael, wie sie ihn liebte. Er würde schon das Richtige machen, da war sie sich sicher und im Internet war sie schon die ganze Zeit dabei, sich Informationen über diesen Mirco Sander zu suchen.

Gerrit hatte sich in einer Hauseinfahrt versteckt, als Michael aus der Einfahrt der Tiefgarage des Krankenhauses fuhr und bliebt dort, bis er sicher war, dass Michael ganz sicher nicht mehr in der Nähe war. Eine Auseinandersetzung mit Michael war das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte.

Anschließend war er ziellos durch die Straßen gelaufen. Die Erkältung, die er sich zugezogen hatte, sorgte dafür, dass er begann, sich körperlich ziemlich mies zu fühlen, denn seine Nebenhöhlen schienen sich zuzuziehen und nach dem Gespräch mit Michael fühlte er sich nun auch psychisch angeschlagen. Er wusste nicht, wo er hingehen sollte, um in Ruhe nachzudenken.

Es war ziemlich früh und in die WG wollte er noch nicht zurückkehren, denn er wusste nicht, ob Falk oder Kathrin noch zu Hause waren und momentan wollte er auf gar keinen Fall irgend jemanden sehen auf Fragen beantwortenl. Er musste erst einmal für sich alleine sein.

Das Gespräch mit Michael war alles andere als auch nur annähernd gut gelaufen. Er hatte auf einen guten Augenblick warten wollen, aber was wäre schon eine günstige Gelegenheit gewesen. Das Gespräch war gründlich in die Hose gegangen und so ganz anders verlaufen, als er es sich gedacht hätte.

Wie sollte er denn nun noch mit Michael und Alex zusammenarbeiten, wenn die ihm nicht mehr vertrauten? Wenn Alex und Michael überhaupt noch mit ihm zusammenarbeiten wollten. Wenn das rauskam, würde er ja auch höchst wahrscheinlich strafversetzt, wenn nicht sogar entlassen. Über den Ärger, den er mit dem Staatsanwalt bekommen würde, wollte er gar nicht erst nachdenken.

Aber am Schwersten fiel ihn der Gedanke, dass Michael nun, so wie er ihn angeschaut hatte, sicher nicht mehr sein Freund sein wollte. Bei den Gedanken an Michael wusste er plötzlich, wo er zum Überlegen hingehen konnte. In den Park. Dort ging er oft allein und manchmal mit Michael joggen. An einer höhergelegenen einsamen Stelle gab es ein Bank und man konnte von oben in eine Art Tal schauen und wenn man Glück hatte, grasten dort die Rehe. Das war einer von Gerrit Lieblingsplätzen in der Stadt.

Er machte sich auf den Weg und hielt unterwegs ein Taxi an. Von diesem ließ er sich so nahe wie möglich an die Stelle im Park ranfahren und ging das letzte Stück zu Fuß.

Oben angekommen, schaute er erst eine Weile ins Tal hinab, aber aufgrund der Kälte ließ sich heute kein Tier hier blicken. Anschließend setzte er sich auf die Bank, um über die ganze verfahrene Situation nachzudenken. Die Bank war kalt und bald schon stieg die Kälte wieder in ihm hoch und er konnte gar nicht mehr aufhören, mit den Zähnen zu klappern.

Vor seinen Augen erschienen ständig blitzartig die unangenehmen Bilder von gestern, als er in diesem früchterlich kalten Wasser war und nicht wusste, ob er jemals da wieder rauskommen würde. Da er immer stärker fror, entschied er sich, noch einmal runter ins Tal zu schauen und sich dann so langsam doch mal auf den Weg nach Hause zu machen.

 

Michael fuhr die ganze Zeit in der Stadt umher und überlegte fieberhaft, wo Gerrit hingegangen sein könnte.

Bei der WG hatte er mit seiner Suche angefangen, aber dort hatte er niemanden angetroffen. Wenn Gerrit zu Hause gewesen wäre, hätte er auch aufgemacht. So gut kannte er ihn, dass er wusste, dass er ihm dann wenigstens ins Gesicht gesagt hätte, dass er nicht mit ihm reden wollte.

Er hatte sämtliche Plätze in München, die ihm eingefallen waren, bereits abgesucht. Auch war er die Strecke vom Krankenhaus zur WEG schon abgefahren, ohne jedoch irgendeine Spur von Gerrit zu entdecken. Einige der hinter ihm fahrenden Autos hatten wütend gehupt, als er ab und zu auf die Bremse trat, um auch in den Nebenstraßen nach Gerrit Ausschau zu halten.

Nun stand er vor einer Ampel und der letzte Platz, der ihm einfiel, war der Fußballplatz. Er fuhr sofort hin, aber das Gelände war abgesperrt, weil heute hier niemand trainierte oder spielte. 'Verdammter Mist' dachte er 'wenn ich ohne Gerrit ins Büro zurückkomme, wird Alex mir die Hölle heiß machen.'

Er sah resignierend zu dem benachbarten Wald. 'Der Park' kam es ihm in den Sinn und plötzlich wusste er, wo Gerrit hingegangen war. Zu seinem Lieblingsplatz im Park, da musste reinfach sein, denn das war nun wirklich der allerletzte Platz, der ihm noch einfiel. Er fuhr sofort zum Park und begab sich schnellen Schrittes ebenfalls zu Gerrit´s Lieblingsplatz.

Als er näher kam, sah er, dass Gerrit am Rande des Vorsprungs stand und heruntersah. Der wollte doch nicht etwa ... Michael rannte auf Gerrit zu und schrie "Gerrit tu´s nicht!" Gerrit sah ihn verwirrt an "Was?" "Na springen natürlich"

"Bist Du wahnsinnig, jetzt glaubst Du auch noch, dass ich mich umbringen will? Was kommt denn als nächstes?" fragte Gerrit verärgert und wollte an Michael vorbeigehen, aber Michael hielt ihn am Ärmel fest. "Gerrit bitte, ich muss mit Dir reden."

Gerrit wollte nicht, aber da Michael ihn immer noch am Ärmel festhielt konnte er auch nicht weg. Deshalb schrie er ihn an "Lass mich gefälligst los, sofort!" "Gerrit beruhig Dich und nein ich lass Dich nicht los, ich hab doch gesagt, ich will mit Dir reden!" "Was willst Du noch von mir. Ich dachte Du wärst mein Freund und ich könnte Dir alles sagen. Das hast Du doch zumindest immer gesagt, und dann tue ich es einmal und Du schaust mich an, als wäre ich ein Monster. Darauf kann ich verzichten." Gerrit wollte sich erneut losreißen, aber Michael hielt nach wie vor am Ärmel fest.

Michael pustete erst eimal richtig durch, während er immer noch versuchte, Gerrit nicht vom Haken zu lassen. "Gerrit hör zu, ich habe einen Fehler gemacht. Es tut mir leid und ich möchte mich bei Dir hiermit entschuldigen." Gerrit hörte endlich auf, sich aus Michaels Griff befreien zu wollen und sah ihn ungläubig an "Du willst Dich entschuldigen?"

"Ja, hör zu. Du hast Recht, Du hast mir das alles als Freund erzählt und ich weiß, dass es Dir schwergefallen ist. Ich habe mich benommen wie ein Idiot." Gerrit starrte vor sich auf den Boden und sagte niedergeschlagen "Aber Du wirst mir doch nie wieder vertrauen können."

"Quatsch, das heute morgen im Auto, das war zugegebenermaßen eine Kurzschlusshandlung. Kommt nicht wieder vor. Versprochen" Gerrit starrte ihn skeptisch an. "mein Gott Gerrit, mach es mir doch nicht so schwer. Wie hast Du heute angemerkt, wir sind doch Freunde und Freunde vertragen sich auch wieder. Bitte nimm endlich die Entschuldigung an, wir sind doch schließlich ein Team." Gerrit sah Michael immer noch ungläubigig un unschlüssig an "Ehrlich?" Michael nickte "Ja, ehrlich" "Ok, Entschuldigung angenommen" grinste Gerrit und Michael und Gerrit fielen sich vor Erleichterung in die Arme.

Als Michael merkte, dass Gerrit schon wieder am frieren war, sagte er "Komm lass und zum Wagen gehen, hier ist es kalt, außerdem wartet Alex auf uns. Ach ja, bei Alex fällt mir da noch was ein. Ich muss Dir da noch was beichten." Gerrit sah ihn mit hochgehobenen Augenbrauen an "Nee, ne" "Doch, sie hat mich gelöchert bis ich ihr alles sagen musste, ich hatte keine Chance" sagte Michael mit erhobenen Händen.

Gerrit schüttelte den Kopf "Ist ja nun auch egal. Aber da ist immer noch das Problem Mirco. Was soll ich bloß machen, ich kann doch die Drogen nicht aus dem Archiv holen" "Das besprechen wir gleich in Ruhe im Büro, wir finden schon eine Lösung. Lass uns beeilen, bevor Alex noch sonst was mit mir macht"

 

Als sie im Büro ankamen, wurde Gerrit erst einmal von Alex erleichtert in den Arm genommen und gedrückt. Gerrit genoß das sichtlich, denn es fühlte sich wunderbar und gut an. Nachdem sich die beiden wieder voneinander gelöst hatten, berichtete Alex, was sie über diesen Mirco herausgefunden hatte. "Nun leider konnte ihm bisher nichts nachgewiesen werden, nichts desto trotz gilt er als sehr gefährlich. Also was sollen wir tun"

"Die Frist die er gesetzt hat, läuft morgen aus und wenn der Staatsanwalt was davon mitbekommt, sind wir wahrscheinlich die längste Zeit ein Team gewesen. Und er wird es rausbekommen, weil ich Mirco das Zeug nicht geben werde!" sagte Gerrit bestimmt, aber auch niedergschlagen.

Alex dachte über die Sitaution nach "Der Staatsanwalt kommt übrigens gleich vorbei um mit Dir zu sprechen. Er will morgen eine Pressekonferenz abgeben." "Wozu?" wunderte sich Gerrit. "Na weißt Du es nicht. Du bist der Held der Woche. Hast Du die heutige Zeitung denn noch nicht gelesen. Außerdem warst Du im Regionalprogramm zu sehen" Gerrit schüttelte den Kopf und sah Alex nach weiteren Informationen fordern fragend an. "Du hast einen 15 jährigen vor dem Erfrieren unter Einsatz Deines eigenen Lebens gerettet, das sind schon ein paar Schlagzeigen wert. Und die Presse nervt den ganzen Tag schon rum." "Echt, habt Ihr die Zeitung noch?"

Michael bekam eine Idee "Hör zu Gerrit, lass die Zeitung erst einmal Zeitung sein, denn die Situation ist günstig. Du nutzt die Gelegenheit und beichtest dem Staatsanwalt diese Drogengeschichte jetzt, in der Stimmung, in der er gerade jetzt wegen der ganzen positiven Berichterstattung ist, da passiert schon nichts."

Gerrit blieb da eher skeptisch "meint ihr?" fragte voller unbehagen und schaute sich das Päckchen, das auf Michaels Schreibtisch stand, genauer an. "Das ist hier von der Mutter des geretteten Jungen für Dich abgegeben worden." Michael hatte das gerade ausgesprochen, als die Mutter auch schon hereingeplatzt kam. "Wie ich höre, sind Sie endlich da." sagte sie beim Hereinkommen und rannte auf Gerrit zu, der erst mal drei Schritte zurückging, aber nicht verhindern konnte, dass die Mutter ihn an sich drückte und ihm links und rechts auf der Wange einen Kuss gab. Sie bedanken sich überschwenglich händeschüttelnd bei ihm und rauschte dann ebenso schnell wieder raus, nicht jedoch, ohne auch Alex und Michael noch einmal zu danken.

Die drei schauten sich an und mussten lachen. Michael stupste Gerrit an "Nun mach schon auf, das Ding steht schon den ganzen Tag auf meinem Tisch, ich will endlich wissen, was da drin ist." Gerrit machte das Paket auf und fand darin alle möglichen Süssigkeiten und oben drauf einen Gutschein eines Motorradzubehörladens über 100 EUR. "Woher die das mit dem Motorradzubehör wohl wusste?" fragte Gerrit, als der Staatsanwalt auch schon das Büro betrat.

 

"Nun von mir, ich habe ausnahmeweise mal erlaubt, dass die Mutter des Jungen Ihnen das schenken darf. Im Normalfall dürfen Beamte ja keine Geschenke annehmen. Aber die Frau hat so genervt, da war das wirklich das kleine Übel" klärte der Staatsanwalt ihn auf. "Herr Grass mit Ihnen wollte ich sowieso sprechen." "Das trifft sich gut, Gerrit nämlich auch mit Ihnen" platzte Michael sofort dazwischen. "Ja? Über was denn?" fragte der Staatsanwalt neugierig.

Gerrit wurde es bei Michaels Worten ganz mulmig im Bauch und überlegte fieberhaft, wie er anfangen sollte. Denn eins stand fest, jetzt kam er aus der Nummer nicht mehr raus.

Zum Glück bat Alex den Staatsanwalt erst mal Platz zu nehmen, während Michael den völlig überrummpelten Gerrit auf seinen Schreibtischstuhl bugsierte, um sich dann seinerseits auf die Fensterbank zu setzen. Nach anfänglichem Stottern von Seiten Gerrits und einleitenden Worten von Michael, klärte Gerrit den Staatsanwalt von seiner Misere auf und als er fertig war, wartete er - auf Michaels Tisch starrend - auf das Donnerwetter, was sicherlich nun folgen würde. Aber als nichts geschah, sah er langsam zögerlich hoch.

Der Staatsanwalt hatte ihn die ganze Zeit gemustert und sagte nun in einem für ihn noch als ruhig zu bemessenden Ton "Herr Grass, normalerweise hätte das Ganze nicht unerhebliche Folgen für Sie, aber ich will Ihnen mal zu Gute halten, dass Sie nun jetzt endlich die Wahrheit über Ihre Drogenerfahrungen gesagt haben und nicht den Forderungen dieses Individiums nachzukommen gedenken. Mehr möchte ich dazu nicht mehr sagen. Ach ja, Sie drei werden dafür sorgen, dass dieser Typ schleunigst hinter Gitter wandert, u.a. wegen Erpressung, Nötigung und Körperverletzung eines Polizeibeamten. Und Sie Herr Grass sind morgen pünktlich um 09.00 Uhr hier im Büro, wir haben eine Pressekonferenz abzuhalten." Er stand auf und verließ, sich verabschiedend, das Büro.

Gerrit sah seine beiden Kollegen glücklich an "Das lief gut, oder?" "Gut, das lief nicht gut, das lief phantastisch." rief Alex sofort begeistert. "Und was machen wir jetzt?" Michael stand auf und lief erneut hinter seinem Schreibtisch hin und her "Nun wir haben bisher nur Deine Aussage, dass das Ganze so abgelaufen ist. Na ja, vielleicht noch die Aufzeichnungen des Krankenhauses über die Nierenprellung. Also reichlich wenig. Hinzu kommt, dass seine Freundin für ihn aussagen wird. Um ihn sicher hinter Gitter zu bringen, sollten wir ihm eine Falle stellen. Das einzig Dumme ist, dass dieser Mirco nicht gesagt hat, wo und wann die Übergabe stattfinden soll"

Die drei arbeiteten den ganzen Abend noch an den Einzelheiten der Falle. Gegen 21.00 Uhr erhielt Gerrit dann eine SMS von Mirco - Treffen uns morgen abend um 19.00 Uhr an der alten Fabrikhalle in der Speyerstraße und bring das Geschenk mit! PS: Deine Dienstwaffe lass zu Hause! -

Alles lief super, jetzt wussten sie auch endlich, wann das nächste Treffen mit Mirco sein würde und machten für heute Feierabend. Gerrit, der etwas schlapp war, wurde von Michael nach Hause gefahren und schlief schon auf der Heimfahrt ein, so dass Michael ihn zu Hause erst einmal wecken musste.

Michael sah ihm hinterher. Er hoffte, dass Gerrit´s Erkältung nicht noch schlimmer wurde und die Falle morgen abend wie geplant ablaufen konnte.

 

Gerrit´s Erkältung war zwar nicht zurückgegangen, sie aber auch nicht schlimmer geworden und so war er pünktlich im Büro. Der Staatsanwalt holte ihn wie angekündigt, gegen 09.00 Uhr vom Büro ab. "Waren Sie schon einmal bei einer Pressekonferenz dabei?" fragte ihn der Staatsanwalt. Gerrit, dem das Ganze nicht geheuer war, hatte schon wieder ein mulmiges Gefühl im Magen und schüttelte nur den Kopf. "nur als Zuschauer, nicht vorne, um Fragen zu beantworten."

Der Staatsanwalt merkte, dass Gerrit sich alles andere als Wohl in seiner Haut fühlte und versuchte, ihn ein bißchen auf die Pressekonferenz einzustimmen "Nun die Journalisten werden alle möglichen Fragen stellen, beantworten Sie diese bitte nur kurz und so knapp wie möglich. Alles was über den Fall selbst zu sagen ist etc. wird die Pressestelle der Polizei oder aber ich selbst beantworten. Dazu sagen Sie bitte nichts. Und wenn Sie eine Frage nicht beantworten wollen, sagen Sie einfach keinen Kommentar, das wird Ihnen niemand übelnehmen."

Als sie ankamen, wartete bereits der Pressesprecher der Polizei und zusammen mit den beiden ging Gerrit in eine etwas größere Halle, in der schon eine Menge Leute mit Kameras und Mikrofonen bereitstanden. Sofort als die drei den Raum betraten ging ein gewaltiges Blitzlichtgewitter los und Gerrit fragte sich, in was er da hineingeraten war und ob es nichts wichtigeres aus aller Welt zu berichten gab. Am liebsten wäre er gleich jetzt und hier im Boden versunken und weit weg, egal wo, nur nicht hier.

Aber da er eh nicht mehr zurück konnte, hielt er die Pressekonferenz ab und beantwortete alle Fragen, die ihm gestellt wurden nach den Wünschen des Staatsanwaltes so kurz und knapp, wie möglich, bis die Pressekonferenz nach einer halben Stunde endlich beendet war. Auf dem Weg zum Büro fragte Gerrit "Sind die eigentlich immer so?" "Wie, so neugierig?" "Ja, die fragen einem ja buchstäblich Löcher in den Bauch." Der Staatsanwalt lachte "Ja, aber keine Angst, Sie haben Ihre Sache ganz gut gemacht für jemanden, der das erste Mal dabei ist" und verabschiedete sich, um in die Staatsanwaltschaft rüberzufahren.

Als Gerrit zurück ins Büro kam, musste er erst einmal haarklein von der Pressekonferenz berichten. "Ihr glaubt gar nicht, was die mich alles gefragt haben. Ich konnte mir die Fragen gar nicht alle merken. Und ständig dieses Blitzlichtgewitter" "Ich bin ja mal gespannt, was davon morgen in der Presse steht." "Wahrscheinlich nicht ein Wort von dem, was ich gesagt habe. Ich frage mich sowieso, ob die nichts Wichtigeres zu tun haben" lachte Gerrit, erleichtert darüber, dass das endlich vorbei war.

 

Sie besprachen noch einmal ihren Plan und gingen dann ihren normalen Tätigkeiten nach.

War die Erkältung heute morgen noch nicht schlimmer geworden, so hatte Gerrit mehr und mehr das Gefühl, dass sie nun doch schlimmer wurde. Da er aber unbedingt diesem Mirco das Handwerk legen wollte, sagte er Michael und Alex vorsichtshalber nichts davon.

Am späten Nachmittag brachte Michael dann die Verkabelung von Gerrit rüber und half ihm, diese anzulegen. "Ich habe gerade mit dem Staatsanwalt gesprochen. Die Drogen kommen gegen 17.00 Uhr, sie müssten eigentlich jeden Moment da sein."

Gerrit bekam einen Hustenanfall und schien sich gar nicht wieder einzukriegen. Alex klopfte ihm auf den Rücken und Michael gab ihm erst mal ein Schluck Wasser. Endlich bekam er wieder richtig Luft. Alex sah ihn mitfühlend an "Gerrit Du bist ganz heiß, bist Du sicher, dass Du das schaffst?" Gerrit nickte. Für nichts in der Welt würde er die Sache jetzt noch abbrechen.

Kurz darauf fuhren Alex und Michael zusammen mit einem kleinen Team der SEK los, um sich vor Ort auf den Zugriff vorzubereiten. Gerrit sollte erst gegen 18.30 Uhr losfahren, falls er verfolgt würde.

Endlich war es soweit und Gerrit fuhr los.

Als er vor dem alten Fabrikgebäude ankam, war niemand zu sehen. Seine Waffe hatte er bereits bei der Anfahrt in das Handschuhfach gelegt, falls Mirco ihn danach abtasten würde. Nervös wartete er und fuhr zusammen, als sein Handy piepte. Eine SMS von Mirco war eingegangen, laut las Gerrit die SMS vor, damit auch Michael und Alex Bescheid wussten: - Komm in die Fabrik ins alte Büro und bring das Paket mit -. Anschließend stieg er aus, nahm den vorbereiteten Koffer und ging auf das Gebäude zu.

Auf den Weg dahin schaute er sich mehrfach um, um zu prüfen, ob Mirco nicht doch irgendwo hier draußen auf ihn wartete, man konnte ja nie wissen. Ihm war mittlerweile total heiß und er schwitzte. Vermutlich eine Folge seiner Erkältung.

 

Michael sah Alex an. "Alex das gefällt mir nicht. Was hat dieser Mirco vor?" "Ich weiß es auch nicht, bleibt nur abwarten. Komm lass uns näher ranggehen" Beide schlichen sich, nachdem Gerrit das Gebäude betreten hatte und draußen niemand zu sehen war, zusammen mit dem SEK so schnell es ging zu dem Gebäude vor.

Gerrit ging in das Gebäude und sah sich um. Die alte Halle war leer, hier und da stand noch ein altes vom Rost zerfressenes Gerät rum. Richtig erkennen konnte man die Geräte aber bei der Dunkelheit nicht. Büro, wo sollte hier ein Büro sein?

Von oben hörte er Mirco rufen "Hier oben, komm hoch!" Er sah hoch "Nein, wenn Du was von mir willst, komm doch runter." Gerrit wartete. Hatte er zu hoch gepokert, aber nein, er hörte Mirco erst fluchen und dann seine Schritte auf der Eisentreppen.

Er sah ihn als schemenhafte Gestalt auf sich zukommen und wurde ohne Vorwarnung von einer Taschenlampe geblendet. "Hast Du es mit?" Gerrit hielt eine Hand vor seinen Augen, um sie vor dem direkten Lichteinfall zu schützen und auch noch etwas sehen zu können und nickte "Hier im Koffer" Mirco nahm ihm den Koffer ab und schaute hinein.

Zufrieden sagte er "Das hat doch prima geklappt und nun zum nächsten Auftrag." "Was soll dass denn heißen?" empörte sich Gerrit. "Na stell Dich doch nicht so blöd, da liegt in den Kammern noch jede Menge von dem Zeug hier und Du wirst es mir von Zeit zu Zeit besorgen, das merkt kein Mensch. Und im nu können wir beide unsere eigene kleine Firma aufmachen" Gerrit schüttelte den Kopf und musste lachte "Mirco, Du hast den Verstand verloren."

In dem Augenblick gab Michael das Zeichen für den Zugriff. Aber Mirco hatte im Augenwinkel Alex beim Eindringen in die Halle entdeckt. Er zog seine Waffe und griff sich Gerrit, indem er ihm den linken Arm um den Hals legte und ihn als Schutzschild vor sich hielt und ihm die entsicherte Waffe an den Kopf hielt "keinen Schritt weiter oder Euer Kollege hier ist tot."

 

Zusammen mit Gerrit bewegte sich Mirco schrittweise rückwärts auf den Hinterausgang des Gebäudes zu, wobei Gerrit versuchte, ihre Bewegungen so gut wie möglich zu boykottieren.

Gerrit wurde es mit einem Mal ganz schwindlig und er begann, mehr vor sich hinzustolpern, als zu gehen. "Mirco sei vernünftig, das gesamte Gebäude ist umstellt, Du hast keine Chance" redete er keuchend auf ihn ein. Er versuchte dabei, Mircos Arm etwas lockerer zu machen, ohne, dass Mirco durchdrehte und den Abzug betätigte, weil er durch dessen Umklammerung kaum Luft bekam. Aber Mirco hörte gar nicht zu und drängte ihn weiter zum Hintereingang. Gerrit wollte auf gar keinen Fall mit ihm gehen, denn er wusste so sicher wie er Luft zum Atmen brauchte, dass Mirco ihn nicht leben lassen würde, wenn sie erst mal allein waren. Er hatte ihn schließlich in diese Falle gelockt.

Michael hatte sich während Gerrit Bemühungen um mehr Luft zum Hintereingang vorgeprescht, so dass Mirco langsam aber sicher eingekreist war. Michael würde alles tun, damit Mirco hier nicht aus dem Gebäude kam und schon gar nicht mit Gerrit. Aus den Unterlagen hatte er entnommen, dass alle Leute, die Mirco auch nur entfernt bei der Polizei hätten verpfeiffen können, seltsamerweise umgekommen waren. Er wusste zwar nicht warum, aber sein Gefühl sagte ihm, dass Mirco auch mit Gerrit kurzen Prozeß machen würde. So platzierte er sich entschlossen direkt vor der Hintertür und zielte auf Mircos Kopf.

Als Mirco sich ruckartig mit Gerrit umdrehte, um zu schauen, wie weit die Hintertüre noch von ihnen entfernt war, sah er Michael 3 m vor sich stehen und die auf ihn gerichtete Waffe. "Waffe runter, sofort" schrie Michael ihn so laut es ging an. Aber Mirco, der zwar zusammengezuckt hatte, als er Michael sah,zog Gerrit noch näher an sich heran und drückte die Waffe noch fester gegen Gerrits Kopf. "das hättest Du wohl gerne. Nein, Sie nehmen die Waffe runter oder ich schieße" schrie nun der völlig überforderte und und sich nach allen Seiten umsehende Mirco Michael an.

Gerrit schaute zu Michael und signalisierte ihm mit den Augen und einem unmerklichen Kopfschütteln, dass er auf gar keinen Fall mit Mirco da rausgehen wollte.

 

"Nein, ich glaube nicht, dass Sie zuerst zum Schießen kommen. Ich zähle jetzt von 5 runter auf 0 und wenn Sie bis 0 nicht die Waffe von dem Kopf meines Kollegen genommen haben, sind Sie tot! Also 5!"

"Nein, das tun Sie nicht!"

"4!"

Alex hörte Michael zählen. Sollte sie Michael von seinem Vorhaben abbringen? Normalerweise wusste Michael genau, was er tat. Hinzu kam, dass er niemals unnötig Gerrits Leben aufs Spiel setzen würde, wenn es eine andere Lösung gab.

Noch einmal verstärkte Mirco den Druck auf Gerrit Kopf, der mittlerweile gar nicht mehr weiter mit dem Kopf zur Seite weichen konnte. Unangenehm und schmerzhaft war der kalte Stahl auf seiner Stirn spürbar. "Machen Sie endlich den Weg frei oder ich erschieße ihn!" schrie Mirco panisch.

'Ah wir werden noch ein bißchen nervöser, mal sehen, wie lange Du die Waffe noch oben behälst.' dachte Michael und zählte weiter konsequent runter

"3!"

Gerrit, der genau merkte, wie nervös Mirco war, versuchte, ihn zum Aufgeben zu bewegen "Mirco nimm endlich die Waffe runter, mein Kollege meint es verdammt ernst. Der ist nicht zum Scherzen aufgelegt" "Halts Maul" bekam er von Mirco nur zu hören und Mircos Arm dürckte noch etwas fester seinen Hals zu. Gerrit hatte mittlerweile das Gefühl, überhaupt keine Luft mehr zu bekommen.

Alex bewegte sich ebenfalls leise schrittweise weiter nach vorne, um im Notfall Mirco sicher treffen zu können und nicht versehentlich noch Gerrit traf. Auch sie hatte ihn nun vor sich im Visir. Wie ein Uhrwerk zählte Michael weiter

"2!"

Mirco drehte sich nun mit Gerrit - der immer noch verzweifelt und nach luft ringend versuchte, den Arm etwas von seinem Hals zu lösen - hin und her, aber vor ihm stand Michael mit der Waffe im Anschlag und hinter ihm weiter hinten in der Halle stand Alex und die Leute der SEK, ebenfalls mit gezogenen Waffen, so dass er da auch nicht wieder zurück kam. Er drehte sich wiederum ruckartig Michael zu. "Das Risiko, das ich zuerst abdrücke, gehen Sie nicht ein. Niemals."

Michael grinste ihn an. Er wusste, so sicher wie das Amen in der Kirche das Gerrit ihm vertraute und ihn ganz genau beobachtet, um auf seinen Schuss reagieren zu könen.

"Probiers doch aus! 1!"

Eiskalt hörte sich Michaels Stimme an und Gerrit bereitete sich gedanklich bereits auf den Einschuss neben ihm vor. Er konnte nur beten, dass Michael Mirco so treffen würde, dass er nicht auch noch abdrücken konnte. Er wusste auch, dass Michael viel zu nah bei ihnen stand und der laute Knall des Schusses wohl sein Trommelfell platzen lassen würde. 'An was für einen Stuss denke ich hier überhaupt?' Aber was anderes kam ihm hier und jetzt nicht in den Sinn.

 

Mirco Hand begann nun zu zittern und Gerrit dachte schon, dass er ihn nun doch noch vor lauter Angst erschießen würde. Aber als Mirco sah, dass Michael ansetzte, um die "0" auszusprechen, ließ er zur Verwunderung aller panisch die Waffe auf den Boden fallen und stieß Gerrit von sich.

Gerrit schwankte etwas, fing sich dann aber relativ schnell, weil Michael ihn am Arm festhielt. Er keuchte, um erst einmal wieder mehr Luft zu bekommen und rieb sich seinen fast zerquetschten Hals. "Puh, Michael, das war knapp." Michael hob die Schultern und klopfte ihm auf die Schulter "Das ist es doch immer, oder nicht? Gehts Dir gut?" Gerrit nickte "Mir ist nur ein bißchen schwindlig, ich glaube, das kommt von der Erkältung."

Mirco Sander wurde umgehend ins Präsidium gefahren und in Untersuchungshaft genommen. Michael fuhr Gerrit erst mal nach Hause, weil der unübersehbar mittlerweile Fieber bekommen hatte und so unmöglich weiterarbeiten konnte. Michael und Alex übernahmen daher das Verhör von Mirco Sander allein.

Angesichts der Beweise, die gegen Mirco Sander vorlagen, dauerte es nicht lange, bis er ein umfangreiches Geständnis ablegte. Er kündigte noch an, gegen seinen Boss aussagen zu wollen, falls er ein verringertes Strafmaß aushandeln könnte. Da eine solche Zusage aber nur der Staatsanwalt machen konnte, musste die Vernehmung auf den morgigen Tag verschoben werden und so wurde Mirco Sander wieder zu seiner Zelle gebracht.

 

Am nächsten Morgen blieb Gerrit mit seiner starken Erkältung zu Hause, weil er immer noch Fieber hatte. Ein Arzt war mittlerweile dagewesen und schrieb ihn direkt für 7 Tage krank.

Michael und Alex wollten noch einmal Mirco Sander vernehmen, sobald der Staatsanwalt eintraf. Als dieser jedoch kam, sah er die beiden depremiert an "Ich habe eine schlechte Nachricht. Herr Sander ist heute Nacht in Untersuchungshaft umgekommen. Er wurde erstochen. Irgend jemand hat wohl befüchtet, dass er gegen seinen Boss aussagen will. Leider kommt es dazu nun nicht mehr. Der Fall ist also abgeschlossen."

Michael und Alex schlossen daher die Akten mit ihrem Berichten ab und machten dann mit ihrer normalen Arbeit weiter. Nach Feierabend fuhren sie zusammen nach Gerrit, um ihm einen Krankenbesuch abzustatten und ihm vom Tod Sanders zu berichten. Als sie in der WG ankamen, machte Falk die Tür auf. "Wenn ihr Gerrit sucht, der liegt im Bett, der ist den ganzen Tag nicht aufgestanden." Die beiden gingen durch in Gerrits Zimmer, der gerade dabei war, sich im Fernsehen eine Quizshow anzusehen.

Als er sah, wer kam, schaltete er den Fernseher sofort aus "kommt rein". Alex erkannte sofort an seinen Augen, dass er immer noch fiebrig war. Sie berichteten ihm von der Entwicklung und sprachen noch über einige andere Dinge, bis sie sich von ihm verabschiedeten, weil er doch ziemlich müde wirkte. Als sie fast zur Tür raus waren, fiel Gerrit noch etwas ein "Hey, warum habt Ihr mir eigentlich keine Zeitung mitgebracht, ich hätte gerne mal gelesen, was die nun so geschrieben haben?"

Michael grinste und holte aus seiner Jackentasche den Zeitungsartikel raus. "Ich dachte schon Du fragst gar nicht mehr. Hier, die ganze Zeitung habe ich nicht mitgebracht, aber ich dachte dieser Artikel interessiert dich."

Im Hinausgehen drehte Michael sich noch einmal um "und sieh zu, dass Du schnell wieder gesund wirst, damit wir mal wieder so einen richtigen Männerabend veranstalten können." "Na klar" antwortete Gerrit und schaute sich sofort, als Alex und Michael weg waren, den Artikel im Münchener Lokalteil an. Er war sogar mit einem Bild von ihm auf der Pressekonferenz versehen. 'Wie seh ich da denn da aus?' lachte Gerrit über sich selbst und las neugierig den Artikel durch.

Von seinen Antworten war so gut wie gar nichts gedruckt worden, aber im Artikel selbst kam er ganz gut weg, so dass er beschloss, den Zeitungsartikel aufzubewahren. Er legte den Artikel an Seite und machte den Fernseher wieder an, wobei er allerdings fast sofort einschlief.

Gerrit blieb die verordneten 7 Tage zu Hause, um seine Erkältung auszukurrieren. Eigentlich wollte er ja schon nach drei Tagen wieder ins Büro, um zu arbeiten und war früh morgens ins Büro gefahren, aber da hatte er nicht mit Alex und Michael gerechnet, die ihn schnurstracks wieder nach Hause schickten.

Seine Drogengeschichte kam zwischen den Kommissaren nie wieder zur Sprache und das Revanche-Spiel gegen die Feuerwehr wurde 3 : 0 gewonnen, was die Feuerwehrleute aber nicht allzu krumm nahmen, denn schließlich handelte es sich ja nur um ein Freundschaftsspiel. Außerdem hatte Gerrit sie nach dem Spiel für seine Rettung aus dem Eiswasser noch zu einem Umtrunk eingeladen und so wurde es ein schöner Abend.

 

ENDE

 

 

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